Mittlerweile findet man ihn im Lebensmittelhandel auf zahlreichen Verpackungen – den Nutri Score. Dieser soll zur Lebensmittelkennzeichnung dienen und dir einen schnellen Überblick über die Nährwertqualität verschiedener Produkte geben. Doch woher kommt der Nutri Score überhaupt? Und ist er zur Lebensmittelkennzeichnung geeignet, um zu einer gesünderen Ernährung beizutragen?
Was genau ist der Nutri Score?
Der Nutri Score wurde in Frankreich von Wissenschaftlern entwickelt. Die Gesundheitsbehörde Frankreichs besitzt die Markenrechte für diesen und gibt die genaue Berechnung vor. In Deutschland wird der Nutri Score seit November 2020 verwendet. Hierbei können Hersteller selbst entscheiden, ob sie ihre Produkte mit dieser Lebensmittelkennzeichnung versehen wollen.
Der Nutri Score dient der Kennzeichnung des Nährwertprofils für Lebensmittel. Er wird durch eine Farbskala mit fünf Farben abgebildet. Da die Farben an die Farben einer Ampel angelehnt sind (dünkelgrün, grün, gelb, orange, rot), wird der Nutri Score auch als Lebensmittelampel bezeichnet. Jedem Feld der Lebensmittelampel ist hierbei ein Buchstabe zugeordnet. Es gibt den Nutri Score A, Nutri Score B, Nutri Score C, Nutri Score D und Nutri Score E. Hierbei ist der Buchstabe A auf der Lebensmittelampel der Farbe dunkelgrün zugeordnet, während der Nutri Score E dem roten Farbfeld der Lebensmittelampel zugeordnet ist.
Warum wurde der Nutri Score in Deutschland eingeführt?
In Deutschland sind Hersteller dazu verpflichtet, auf der Rückseite ihrer Produktverpackung eine Nährwerttabelle abzubilden. Befreit hiervon sind lediglich unverpackte Lebensmittel oder Lebensmittel mit nur einer Zutat. In der Tabelle enthalten sind die Kilojoule und Kilokalorien auf 100 Gramm sowie die enthaltene Menge verschiedener Inhaltsstoffe. Es kam jedoch immer wieder eine Diskussion über eine weitreichendere Lebensmittelkennzeichnung auf. Im Fokus stand hierbei vor allem die farbliche Kennzeichnung, die den Verbraucher auf einen Blick darüber informieren sollte, wie günstig bzw. wie ungünstig die Nährwerte des vorliegenden Produktes sind.
Während eine farbliche Lebensmittelkennzeichnung zunächst jedoch sehr umstritten schien, sprachen sich in der Wahlperiode 2017 mehrere Parteien für die Lebensmittelkennzeichnung durch eine Lebensmittelampel bzw. den Nutri Score aus. Auch wenn der Nutri Score weiterhin als umstritten galt, wurde er schließlich im November 2020 in Deutschland eingeführt. Bisher ist es allerdings keinen Pflicht den Nutri Score auf Produkten abzubilden, da sich dies nicht mit der europäischen Gesetzgebung vereinen lässt.
Was sind die Ziele des Nutri Scores?
Der Nutri Score soll vor allem die gesündere Ernährung von Verbrauchern fördern. Er soll dir die Entscheidung zwischen verschiedenen Produkten sowie aber auch die Entscheidung eines gleichen Produktes von verschiedenen Marken erleichtern. Ziel ist es also, deine Kaufentscheidung zu beeinflussen. Hilfreich hierbei sollen vor allem die Farben des Nutri Scores sein, da der Nutri Score E, also das rote Farbfeld der Lebensmittelampel, mit seiner Farbe vor einem Kauf abschrecken oder dich zum Denken anregen soll. Dadurch sollen vor allem negative gesundheitliche Aspekte wie zum Beispiel Übergewicht durch eine ungesunde Ernährung vermieden werden. Doch nicht nur die Verbraucher sondern auch die Lebensmittelindustrie soll durch den Nutri Score beeinflusst werden. So soll es durch die Lebensmittelkennzeichnung für Lebensmittelhersteller lukrativer sein, gesündere Produkte anzubieten. Man könnte also sagen, dass der Nutri Score das Angebot sowie auch die Nachfrage nach gesünderen Lebensmitteln steuern soll.
Wie berechnet man den Nutri Score?
Die genaue Formel für die Berechnung des Nutri Scores lässt sich auf der Seite des “Santé publique France” finden. An diese Berechnung müssen sich Länder die den Nutri Score verwenden, somit auch Deutschland, halten, da Frankreich die Markenrechte für diesen besitzt. Verallgemeinert lässt sich die Berechnung wie folgt erklären:
Der Nutri Score wird auf 100-Gramm Basis eines Produktes bewertet. Hierbei werden als positiv bewerteten Nährstoffen negative Zahlen zugeordnet und negativ bewertete Nährstoffe erhalten positive Zahlen. Zu den positiv bewerteten Nährstoffen zählt zum Beispiel Obst und Gemüse, während Zucker,Salz und gesättigte Fettsäuren den negativ bewerteten Nährstoffen zugeordnet werden. Für die Berechnung des Nutri Score werden die positiv und negativ bewerteten Nährstoffe eines Produkts miteinander verrechnet, sodass am Ende ein Gesamtwert entsteht. Hierbei ist ganz klar definiert, welcher Wert welchem Buchstaben auf der Lebensmittelampel zugeordnet werden muss (siehe Abbildung).
Diese Berechnung kann für Essen und Trinken angewandt werden. Wichtig ist hierbei allerdings zu erwähnen, dass die Bewertung bei Getränken strenger zu statten geht. Daher ist Wasser in Deutschland aktuell das einzige Getränk, das auf der Lebensmittelampel dem Nutri Score A zugeordnet ist.
Wie unterscheidet sich der Nutri Score von anderen Lebensmittelkennzeichnungen?
Der Nutri Score unterscheidet sich vor allem durch seine Einfachheit von anderen Lebensmittelkennzeichnungen. So sollst du direkt anhand der Farbe und des Buchstabens auf einen Blick erkennen, wie du ein Produkt im Bezug auf seine Nährwerte wahrnehmen solltest. Andere Kennzeichnungen wie zum Beispiel die Nährwerttabelle auf der Rückseite eines Produktes bieten im Gegensatz zum Nutri Score zum Beispiel den Nachteil, dass die Tabelle erst vom Verbraucher (also dir) durchgelesen werden muss, bevor ein Urteil gefällt werden kann. Zudem kennt sich nicht jeder Verbraucher gut mit Inhaltsstoffen sowie Kilojoule und Kilokalorien aus, sodass der Verbraucher ein falsches Urteil darüber fällen könnte, wie günstig bzw. ungünstig ein bestimmtes Produkt ist.
Somit spart ein kurzer Blick auf die Lebensmittelampel im Gegensatz zur Nährwerttabelle Zeit und Mühe. Falls du ein fundiertes Wissen über Lebensmittel und deren Inhaltsstoffe hast ist das natürlich super. Dann kann der Nutri Score zwar teilweise noch hilfreich sein, aber du bist dir auch ohne diesen oder die Nährwerttabelle darüber bewusst, welche Lebensmittel gesünder sind als Andere.
Welche Vorteile bietet der Nutri Score?
Allgemein haben Lebensmittelkennzeichnungen das Potential, die Ernährung der Verbraucher hin zu gesünderen Produkten zu lenken. Wie bereits erläutert, stellt dies auch ein Ziel des Nutri Scores dar. Darüber hinaus dient der Nutri Score einer schnellen Bewertung auf einen Blick, sodass der Verbraucher innerhalb von Sekunden über die Nährwertqualität eines Produktes aufgeklärt wird. Zudem soll durch die Kennzeichnung zu einer Verbesserung der Gesundheit durch eine geringere Kalorienaufnahme erreicht werden. Einer Studie aus Frankreich zufolge gelingt dies durch den Nutri Score. Außerdem konnte im Rahmen der Studie eine Reduzierung der Anzahl an Herzinfarkten, welche unter anderem auch die Folge von Übergewicht darstellen, festgestellt werden. Auch die Einfachheit des Nutri-Scores stellt einen Vorteil dar, da dieser für jeden verständlich ist.
Welche Nachteile hat der Nutri Score?
Neben den genannten Vorteilen zieht der Nutri Score auch Nachteile mit sich. Schaut man sich den Nutri Score und vor allem dessen Bewertung mal genauer an, stellt man fest, dass teilweise ungesunde Produkte beim Nutri Score gar nicht mal so schlecht abschneiden. Vielleicht ist dir schon mal im Supermarkt aufgefallen, dass beispielsweise helles Toast einen Nutri Score von A an. Wenn du dir die Inhaltsstoffe dann vielleicht mal genauer angeschaut hast, wirst du dich vermutlich gewundert haben, warum das Toast den Nutri Score A hat – und das mit Recht! Vielleicht war es bei dir aber auch nicht das helle Toast sondern ein anderes Produkt, bei dem der Nutri Score bei dir für Verwunderung gesorgt hat. Solche Ergebnisse lassen sich vor allem daran erklären, dass ungünstige Inhaltsstoffe durch günstige ausgeglichen werden können.
Fakt ist aber, dass gewisse Inhaltsstoffe auf Dauer negative Konsequenzen für die Gesundheit haben können. Ob ein Produkt also neben ungünstigen Inhaltsstoffen auch günstige enthält, ändert nichts an der Tatsache, dass die schlechten Zutaten schlecht für dich sind – unabhängig davon, wie viele gute Bestandteile das Produkt aufweist. Ein Beispiel: Viel Zucker ist immer schlecht für dich, auch wenn das Produkt durch viele gesunde Ballaststoffe vielleicht einen scheinbar guten Nutri Score erreicht. Darüber hinaus ist der Nutri Score bislang nur eine freiwillige Angabe und nicht jeder Hersteller muss diesen für seine Produkte verwenden. Das kann dazu führen, dass Lebensmittel, die normalerweise dem Nutri Score A zugeordnet werden würden, nicht als so positiv wahrgenommen werden; Und umgekehrt Lebensmittel, die dem Nutri Score E zugeordnet werden würden, nicht als so negativ gesehen werden.
Darüber hinaus werden nicht alle Inhaltsstoffe berücksichtigt, die einen Einfluss auf die Gesundheit haben, sodass es zu einer verzerrten Bewertung kommen kann. So werden zum Beispiel Vitamine und ungesättigte Fettsäuren, die einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, nicht mit in die Bewertung einbezogen. Gleichzeitig werden aber auch gesundheitsschädigende Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Süßstoffe, nicht mit in die Bewertung mit einbezogen. Dies könnte dazu führen, dass Hersteller vor allem solche Inhaltsstoffe für ihre Produkte verwenden und damit etwas tricksen, um trotz schlechter Inhaltsstoffe einen guten Nutri Score zu erhalten.
Fazit
In diesem Blogbeitrag wurde der Nutri Score erklärt und es wurden die Vor- sowie aber auch Nachteile von diesem erläutert. Jetzt fragst du dich vermutlich, ob du diesen beim Kauf von Lebensmitteln noch beachten solltest. Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Allerdings solltest du die Angaben des Nutri Scores bei gewissen Produkten definitiv hinterfragen und von einem guten Nutri Score Wert nicht automatisch auf ein gesundes Produkt schließen.
Zwar ist es natürlich aufwendiger, sich die Nährwerttabelle auf der Verpackung eines Produkts vor dem Kauf erst durchzulesen, bei einigen Lebensmitteln lohnt sich der Blick auf diese aber garantiert und kann somit zu einer besseren Kaufentscheidung (im Hinblick auf die Gesundheit) führen als der Nutri Score. Wichtig ist vor allem, dass du bei deiner Ernährung auf deinen Körper hörst und das du durch die richtige Ernährung für den Körper relevante Nährstoffe, wie zum Beispiel Eiweiße, aufnimmst. Und Nutri Score hin oder her, aber was sich für deinen Körper gut anfühlt und was für dich eine ausgewogene und gesunde Ernährung darstellt weißt ganz allein du und da solltest du dich auch nicht ausschließlich am Nutri Score orientieren.